Herr Torno, was mache ich mit meinen Buchen?

Was mache ich mit meinen Buchen?
Gegenwärtig wird rege an neuen Produkten und Prozessen im Bereich Bioökonomie geforscht.  Aber greift die Praxis die Ideen auch auf?
Wir fragen in einer Branche nach, die per se zur Bioökonomie zählt und in langen Zeiträumen plant: die Holz- und Forstwirtschaft.

Herr Torno, das Cluster Forst und Holz in Bayern wirbt dafür, Laubholz verstärkt zu nutzen. Warum halten Sie das für besonders sinnvoll?
In den 1980er-Jahren hat man in Bayern damit begonnen, den von Nadelholz dominierten Wald zu Mischwald umzubauen. Das Ziel waren stabile, zukunftsfähige Bestände, die an den Klimawandel angepasst sind und vielfältige Aufgaben erfüllen. Das Anpflanzen von Laubholz wurde gefördert, die ersten Bestände erreichen langsam die Nut-zungsphase. Holz ist ein toller, nachhaltiger Rohstoff – für Laubholz gibt es aber noch wenige Ideen, wie es sinnvoll eingesetzt werden kann. Die Forschung beschäftigt sich mit verschiedenen Ansätzen, aber eine Analyse oder ein Vergleich von Nut-zungsarten fehlt. Das war der Auslöser für das Projekt LauBiOek.


Was kann man mit Laubholz machen?
Gleich vorweg: In Bayern werden momentan etwa 65 Prozent energetisch genutzt, also verbrannt. Aus Laubholz lassen sich aber langlebige Produkte mit hoher Wertschöpfung herstellen. Besonders hervor-zuheben ist der Holzbau. Laubholz wird Nadelholz dabei nicht ersetzen, aber sinnvoll ergänzen. Seine Potenziale liegen dort, wo es auf hohe Festigkeiten ankommt, beispielsweise bei Trägern im mehrgeschossigen Holzbau. Für Möbel, Treppen und Fußböden wird Laubholz bereits verwendet. Aber auch Textilien oder Carbonfasern lassen sich daraus herstellen – in der Forschung und in der Industrie passiert da gerade sehr viel.

 

Reicht das Laubholz in den Wäldern dafür aus?
Der Laubholzanteil in Bayern liegt bei 36 Prozent, das meiste davon sind Buchen. Der Holzvorrat beträgt etwa 270 Millionen Kubikmeter. Jähr-lich wachsen 7,8 Millionen nach, wovon nur rund 55 Prozent genutzt werden. Es gibt demnach noch große, ungenutzte Mengen, insbeson-dere im Klein-Privatwald, die dem Markt zugeführt werden könnten. Dafür braucht es aber neue Konzepte, beispielsweise in der Logistik.


Wer muss aktiv werden, um an der Laubholznutzung etwas zu ändern?

Dies betrifft alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette Forst – Holz. Als Cluster-Initiative wollen wir dazu Hilfestellungen geben. In Bayern gibt es etwa 700 000 Personen, die Wald besitzen, gut einem Drittel gehören Flächen von weniger als 20 Hektar. Die Herausforderung ist, sie zu erreichen und zu motivieren. Wir arbeiten mit Forschung, Industrie und Politik zusammen, vernetzen die Akteure und versuchen, Zusam-menhänge aufzuzeigen und das notwendige Wissen in die Fläche zu bringen, über Kampagnen, Medien, Veranstaltungen und Projekte. Derzeit wollen wir in zwei Pilotregionen die, die Wald besitzen, Sägewerke und Verarbeiter zu einer Art regionalem Verbund zusammenbringen, in dem man sich darauf verständigt, Holz wieder verstärkt regional zu nutzen. Aber wir arbeiten auch überregional mit Organisationen zu-sammen, denn gute Waldbewirt-schaftung hört ja nicht an einer Grenze auf. 

 

Also braucht es mehr Zusammen-arbeit, damit der ländliche Raum von der neuen Laubholznutzung profitiert?
Ja, dadurch können neue und at-traktive Geschäftsmodelle entstehen. Wichtig wäre aber auch, dass die Produktion und damit die Wertschöpfung in der Region bleibt, dies sichert und schafft Arbeitsplätze. Im Zuge der Bioökonomie denkt die Forschung über kleine, dezentrale Verarbeitungswerke nach. Mit diesen könnte die erste Bearbeitungs-stufe vor Ort durchgeführt werden. Momentan wird noch viel Laubholz unbearbeitet exportiert, weil dies wirtschaftlich attraktiver ist. Falls der Markt das langfristig nicht regelt, könnte man auch darüber nachdenken, diese Menge regulatorisch zu beschränken.

 

Herr Torno, vielen Dank für
das Gespräch!

Das Interview führte Anja Rath.

 

Quelle: LandInForm 2/2022 S. 16, "IM FOKUS Ländliche Bioökonomie" erschienen bei: Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS)
in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

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