Gerolf Bücheler: Holzenergie

"Wir liefern nachhaltige heimische Energieversorgung für Klimaschutz."

Herr Bücheler, aktuell wird die Nutzung von Holz als Energieträger von vielen Seiten in Frage gestellt.  Welche aktuellen Neuigkeiten gibt es dazu aus der Politik auf Bundesebene?

Die geplante Biomassestrategie der Bundesregierung steht besonders im Fokus der Debatte: Bei der Biomassestrategie liegt bislang nur das Eckpunktepapier von Umwelt-, Landwirtschafts- und Wirtschaftsministerium aus letztem Oktober vor, das jedoch vom Tenor her bereits Restriktionen für die energetische Holzverwertung - aber auch die Waldbewirtschaftung - befürchten lässt. So wird dort zum Beispiel davon gesprochen, dass ein „Instrumentenmix mit praktischer Lenkungswirkung etabliert werden (soll), der eine nachhaltige, klimaschutzwirksame und ressourceneffiziente Biomasseerzeugung und -nutzung sicherstellt“. Ein „übergeordneter Steuerungsmechanismen für die Lenkung“ der Biomasse wird ins Spiel gebracht, ebenso wie die Priorisierung der stofflichen vor der energetischen Nutzung entsprechend der Kaskaden- und Mehrfachnutzung. Hier wird ignoriert, dass wir in Deutschland bereits mit umfangreichen Regelungen für eine nachhaltige Biomasseerzeugung sorgen, gewiss nicht zu wenige Vorschriften haben und die Biomasseverwendung nicht von Berlin aus gesteuert werden kann.

Und was tut sich auf EU-Ebene?

Auf EU-Ebene laufen aktuell noch die Verhandlungen zwischen EU-Kommission, Rat und Parlament zur RED III (Überarbeitung der Erneuerbare Energien Richtlinie der EU). Das Parlament – unterstützt von der deutschen Bundesregierung - fordert hier, dass die Verwendung von Waldholz als Energieträger nicht mehr förderfähig sein soll, also dann z.B. ein CO2-Preis fällig würde, und ab einem bestimmten Anteil nicht mehr als erneuerbare Energie gelten soll. Der Rat lehnt diese Vorschläge ab, da er erkannt hat, dass sonst sowohl die erneuerbaren Energien-Ziele nicht erreichbar wären als auch die Waldbewirtschaftung immens behindert würde. Weitere Streitpunkte sind ob und wie die Pflicht zur Kaskadennutzung verankert werden soll, welche Bereiche als so genannte „No-Go-Areas“ für die energetische Holznutzung tabu sein sollen und ob man für bestehende Holzheizwerke ab einer bestimmten Größe Vorgaben zur Treibhausgasminderung einführt. Ursprünglich wollte man sich zur RED III bereits vor Weihnachten geeinigt haben, mit Glück gelingt jetzt im März die Einigung.

 

FVH Geschaeftsfuehrer Gerolf Buecheler

Gerolf Bücheler; Bild: Bundesverband für Bioenergie e.V.

Wir sehen bestimmte Potenziale im Ausbau der regionalen Holzenergie, z.B. zur Versorgung kommunaler Wärmenetze. Was sind hierbei die größten Hemmnisse für einen Ausbau?

Die Potentiale regionaler Holzenergie sind sehr unterschiedlich und müssen immer lokal mit den Forsteigentümern, den holzverarbeitenden Betrieben und Gartenbaubetrieben ermittelt werden. Es zeigt sich, dass vor allem Waldrestholz und Landschaftspflegematerial gut geeignet sind, um in den Heizzentralen der Wärmenetze verwendet zu werden. Dieses Material ist größtenteils nicht dafür geeignet, in Heizungen von Einfamilienhäusern eingesetzt zu werden, aber in größeren Kesseln ist es ein gut nutzbarer Brennstoff. Auch perspektivisch wird es in diesen Sortimenten erhebliche Mengen geben, da der voranschreitende Waldumbau mit mehr Laubholz auch höhere Restholzanteile hervorbringen wird.

Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) soll den Ausbau der Wärmenetze fördern. Als Hemmnis stellt sich hier heraus, dass die Liste der zulässigen Holzbrennstoffe für Anlagen größer als 1 MW Feuerungswärmeleistung nicht zu Ende gedacht ist und unsinnige Anforderungen stellt. So muss der Anlagenbetreiber nachweisen, dass bestimmte Restholzsortimente nicht mehr stofflich genutzt werden können. Wie dieser Nachweis erfolgen soll, ist jedoch noch gänzlich unklar. Holz aus Kurzumtriebsplantagen oder Agroforstsystemen fehlt in der Liste ebenfalls. Auch wird in der BEW auf Nachhaltigkeitsanforderungen der Biomassestromnachhaltigkeitsverordnung verwiesen, die aber erst für Anlagen ab 20 MW gilt.

Hinzu kommt, dass auch für kleine Netze Machbarkeitsstudien angefertigt werden müssen, die sehr aufwendig sind und die Projekte unnötig verteuern und ausbremsen. In großen Netzen wiederum dürfen Holzfeuerungen nur mit einer beschränkten Betriebsstundenzahl im Jahr betrieben werden. Auch dies stellt ein unnötiges Hemmnis für den Ausstieg aus fossilen Energien dar.

Herr Bücheler, die moderne Holzenergie ist mit der Abnahme von Restholz von zentraler Bedeutung für den Waldumbau und unverzichtbar für die Wirtschaftskraft v.a. im ländlichen Raum Bayerns. Was müssen wir konkret tun, um die Akzeptanz der modernen Holzenergie zu steigern?

Es ist wichtig, vor Ort in den direkten Austausch mit Politikern, Entscheidern und Journalisten zu kommen und zu erläutern, was die moderne und nachhaltige Holzenergie ausmacht und wie die regionale Verbindung zum Wald ist. Im politischen Raum ist die Diskussion zumeist abstrakt und allgemein, ohne dass die konkreten Anwendungsfälle gesehen oder verstanden werden. Das macht es leicht, aufgrund von Unkenntnis oder falschen Annahmen gegen eine energetische Holznutzung zu argumentieren. Wenn man dann aber vor Ort erklärt, wie z.B. ein Heizwerk mit Wärmenetz funktioniert, welche moderne Filtertechnik zum Einsatz kommt oder welche Holzsortimente genutzt werden, sind die Reaktionen ungleich positiver. Wir müssen es schaffen, dass Politiker und Multiplikatoren direkte Einblicke in moderne Holzenergie erleben und sich an diese – hoffentlich positiven - Eindrücke erinnern, wenn Entscheidungen zu unserer Branche anstehen. Den Grundstein für die Akzeptanz müssen wir mit guter Kommunikation und durch Veranschaulichung vor Ort legen.

Sie sprechen die Kommunikation an. Welche Möglichkeiten haben wir, für eine Versachlichung in der politischen Diskussion?

Wir müssen konkret sein, um eine komplexe Branche zu erläutern und so auf diese Weise aufzuklären und Scheinargumente einzufangen. Ein Beispiel: In einer WWF-Broschüre aus dem letzten Jahr war das Kapitel zur Holzenergie mit der Verfeuerung von US-amerikanischen Pellets zur Stromerzeugung in einem alten Kohlekraftwerk in Großbritannien bebildert. Kein Zusammenhang zur nachhaltigen multifunktionalen Forstwirtschaft und zu modernen Holzenergieanwendungen in Deutschland, aber trotzdem wird dieser Fall zur Illustration herangezogen. Wir dürfen nicht zulassen, dass solche Beispiele das Bild unserer Branche prägen. Mein Eindruck ist, dass die Holzenergie jahrelang weitgehend unter dem öffentlichen Radar geflogen ist, aber nach und nach für Umweltorganisationen als neues Kampagnenthema interessant wurde. Jetzt haben wir großen Nachholbedarf, schnell und verständlich aufzuklären. Dabei sind starke Organisationen und Verbände wie der FVH als politische Interessenvertretung und Kommunikationskanal genauso wichtig, wie Praxiseinblicke vor Ort. Die Argumente haben wir jedenfalls auf unserer Seite: wir leisten einen wichtigen Beitrag zu nachhaltiger Energieversorgung aus heimischen Quellen und tun etwas für den Klimaschutz.

 

Informationen

Der Bundesverband Bioenergie e.V. (BBE) ist der Dachverband der Bioenergie. Er wurde 1998 gegründet, um der Vielfalt der Bioenergie mit all ihren Erscheinungsformen und Technologiepfaden im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor eine wirksame Vertretung in Politik und Gesellschaft zu verleihen. Der Fachverband Holzenergie (FVH) wurde als Fachabteilung im BBE gegründet, um der Holzenergie eine gemeinsame Stimme zu geben und die Wahrnehmung insgesamt entsprechend zu verbessern.

Als Teil des BBE erarbeitet der Fachverband Holzenergie ganzheitliche Ansätze in enger Abstimmung mit dem Bundesverband Erneuerbare Energien sowie dem Europäischen Biomasseverband Bioenergy Europe.

 

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